Wandern im Lagodekhi-Nationalpark

Wanderin im Lagodekhi-Nationark
Grün, grün sind alle meine Farben … das Lied geht mir immer wieder durch den Kopf während ich durch den grünen Märchenwald im Lagodekhi-Nationalpark in Georgien wandere. Hier im ältesten Nationalpark würde der Liedtext natürlich nicht mit „… weil mein Liebster ein Jäger ist“ , sondern mit „ … weil mein Liebster ein Nationalpark-Ranger ist“ weitergehen.

Was ist so besonders am Lagodekhi-Nationalpark? Ich muss zugeben, Wandern im Lagodekhi-Nationalpark stand nicht ganz oben auf meiner persönlichen Georgien-Reiseliste. Kein Wunder, die Konkurrenz ist groß: Swanetien und Tuschetien lockten mit ihren einzigartigen Wehrbauten und Gletschern, Javakhetien mit erloschenen Vulkanen und steinzeitlichen Festungen. Aber als ich dann endlich durch den Lagodekhi-Nationalpark wanderte, war ich begeistert!

Artenvielfalt im Urwald

Dichtes Blattwerk in der Abendsonne

Grüne Wälder – das gibt’s doch auch bei uns, habe ich mir immer gedacht. Das stimmt zwar, aber das Besonderere am Lagodekhi-Nationalpark ist, dass es dort noch echten Urwald gibt. Also absolut naturbelassener Wald, der von Menschen vollkommen unberührt ist (um so etwas zu sehen war ich 2012 tagelang auf dem Amazonas in den brasilianischen Regenwald geschippert – und wurde doch nicht fündig).

Hotspot für Biodiversität

Nicht überraschend, dass sich eine Menge Tiere dort wohl fühlen: Der Lagodekhi-Nationalpark gehört zu einer der 25 weltweiten Hotspots für Biodiversität, über 121 Pflanzenarten wachsen nur dort, Wildschwein, Wolf, Braunbär, Fuchs und Luchs streifen durch die dichten Wälder während über der Baumgrenze der Ostkaukausische Steinbock in einem länderübergreifenden Schutzgebiet Zuhause ist. Als Laie ist es natürlich schwer, die endemischen Arten zu erkennen und wer botanisch interessiert ist, sollte mit einem Guide wandern, um sich Besonderheiten erklären zu lassen. Aber auch ohne Guide ist zu spüren, dass der märchenhafte Wald von Lagodekhi etwas ganz Besonders ist. Schmale Wege führen zwischen das Dickicht aus zugewachsenen Baumriesen und umgefallenen, moosbewachsenen Stämmen. Wer sich auf die Lauer legt wird vielleicht das Glück haben, den ein oder anderen Waldbewohner beobachten zu können. Und selbst die frischen Fußabdrücke einer Bärenpranke oder Wolfstatze im feuchten Waldboden zu finden ist ziemlich aufregend, wenn man nicht weiß, wo sich der Urheber befindet …

Wandern mit Weitblick

Und auch für die Wanderer unter uns, die vor allem den Weitblick lieben und es nicht mögen, den Wald vor lauter Bäume nicht zu sehen gibt es einen guten Grund in Lagodekhi-Nationalpark zu wandern: Die drei- bis viertägige Wanderung zum Black Rock Lake an der Grenze zu Aserbaidschan. Die steht auf jeden Fall noch auf meiner Bucket-Liste, leider lag noch zu viel Schnee, als ich dieses Jahr im Lagodekhi-Nationalpark war.

Bist du die Wanderung zum Black Rock Lake schon einmal gelaufen?

blüte
121 endemische Pflanzenarten wachsen im Lagodekhi-Nationalpark
Farn am Rand eines Wanderweges
Farn am Wegrand

Abwechslungsreiche Wanderwege mit Klettereinlage

Frau benutzt Baumstamm als Brücke über Fluss

Im Gegensatz zu vielen anderen Wanderungen in Georgien sind die beiden Wanderungen zu den zwei Wasserfällen im Lagodekhi-Nationalpark technisch etwas anspruchsvoller. Hier braucht man nicht unbedingt die beste Kondition, aber muss immer wieder kniffelige Hindernisse überwinden. Brücke weggespült? Das kommt im Lagodekhi-Nationalpark nachdem die Flüsse im Frühjahr vom Schmelzwasser anschwellen fast jedes Jahr vor. Da muss jeder seine eigene Taktik überlegen um den Fluss zu überqueren. Und bei den Wanderungen durch das Flussbett muss nicht nur der Fluss selber, sondern auch große Steine, umgefallen Baumstämme und so einiges anderes überwunden werden. So einen Wander-Kletter-Spaß hatte ich zuletzt beim Wandern in den Cederbergen und in Israel.[wpanchor id=“georgien-lagodekhi-matchi“]

Wanderung zum Matchi-Festung

Wanderin im Lagodekhi-Nationark

Zum Aufwärmen machen wir uns an unserem ersten Tag im Lagodekhi-Nationalpark auf dem Weg zur Matchi-Festung. Wir sind begeistert von der grünen Idylle und ein Gefühl von Abenteuer kommt auf, als wir von den georgischen Grenzposten kontrolliert werden. Doch das Gefühl verfliegt im Nu, als und ein russisches Pärchen mit ihrem Kleinkind und Laufrad entgegen kommen – wenigstens ist der Weg so holprig, dass sie das Rad tragen müssen …

Wald im Lagodekhi-Nationalpark
Auf dem Weg zur Machi-Festung ist der Wald besonders idyllisch
Brück im Lagodekhi-Nationalpark
Diese Brücke wurde zum Glück nicht weggespült
Zähne einer Kuh liegen auf einer moosbewachsenen Mauer
Alte Zähne an der Matchi-Festung

Wanderung zum Black Grouse Wasserfall

Black Grouse Wasserfall

Am zweiten Tag geht’s los zum Black Grouse Wasserfall. Die Wanderung zum größeren Ninoskhevi-Wasserfall, die wir eigentlich vor hatten, ist gesperrt. Beziehungsweise die Dame von der Parkadministration macht uns verständlich, dass es keine Rettungskräfte gibt, falls man auf der Wanderung Probleme bekommt. Erst am Vortag hatte eine Gruppe von Touristen es auf dem Rückweg nicht mehr geschafft den Fluss zu überqueren – der war am Nachmittag zu einem reissenden Strom angeschwollen.
Aber wir werden vom Black Grouse Wassefall auch nicht enttäuscht – die Kletterei durch das Flussbett macht einen Riesenspaß und der Black Grouse Wasserfall ist vielleicht nicht der Größte, aber doch sehr idyllisch. Auf den Steinen vor dem Wasserfall ist es angenehm kühl und wir können prima picknicken (übrigens könnte man hier auch gut baden).

Reissender Fluss im Lagodekhi-Nationalpark
Immer entlang des Flusses
Steiler Wanderweg zum Black Grouse Wasserfall
An manchen Stellen wird es steil

Praktische Tipps zum Wandern im Lagodekhi-Nationalpark

Wann ist die beste Zeit zum Wandern im Lagodekhi-Nationalpark?

Die Wanderung zur Matchi-Festung ist ganzjährig möglich. Die Wanderungen zu den Wasserfällen ebenfalls, wenn kein Schnee liegt (was normalerweise von Anfang Dezember bis Mitte März der falls ist). Die Mehrtagestour ist erst ab Mitte/Ende Juni bis Mitte Oktober begehbar.
In Frühjahr werden die Brücken oft weggeschwemmt, Wanderungen können dann gesperrt sein.

Welche Wanderungen gibt es im Nationalpark?

Es gibt insgesamt 4 Wanderungen im Lagodekhi-Nationalpark.
Die leichteste ist die knapp 3-stündige Wanderung zur Matchi-Festung, die bis auf das letzte Stück hinauf zur (wenig spektakulären Ruine) auch mit Kindern unternommen werden kann.
Technisch anspruchsvoller sind die beiden Tageswanderungen zum Black Grouse Wasserfall und dem Ninoskhevi-Wasserfall. Nur für konditionell starke Wanderer ist der Mehrtagestrek zum Black Rock Lake zu empfehlen.

Wo kann ich übernachten?

Wer Tageswanderungen im Nationalpark unternehmen möchte, schläft am besten in einem der vielen schönen Guesthouses. Dort wird meist nicht nur sehr lecker gekocht, oft gehören auch große Gärten mit gemütlichen Hängematten dazu.
Im Nationalpark selbst kannst du in den Tourist Shelters übernachten. Das sind einfache Holzhütten für Selbstverpfleger. Isomatte, Schlafsack und Verpflegung muss du selbst mitbringen und dich vorher in der Nationalpark Administration anmelden**.

Strtaße in Lagodekhi
In Lagodekhi gibt es viele schöne Gästehäuser

Wie teuer ist der Eintritt in den Lagodekhi-Nationalpark?

Du musst dich beim Betreten des Nationalparks registrieren, aber der Eintritt ist frei. Nur wenn du im Park übernachten möchtest musst du ein paar Lari entrichten.

Anreise zum Lagodekhi-Nationalpark

In Lagodekhi befindet sich die Nationalpark Administration**, dort beginnen auch 2 der 4 Touren (bzw. die Mitarbeiter der Administration können Taxen zu den Ausgangsorten bestellen). Von Tbilissi fahren von ca. 8.30 bis 18.30 Uhr Marschrutki von der Busstation nahe der Metrostation Isani ab (Dauer ca. 2 ½ Stunden).

Jause bei der Wanderung
Pause mit Brot, Nüssen und Borjomi-Wasser

Wo finde ich mehr Informationen zum Wandern im Lagodekhi-Nationalpark

In meinem Georgien Reiseführer schreibe ich auf Seite 249 ausführlich über den Lagodekhi-Nationalpark. Außderdem findest du dort Tipps für Übernachtungen in Lagodekhi und den Fahrplan der Marschrutki. Die Webseite der georgischen Schutzgebiete** ist ebenfalls hilfreich.

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Diese Wanderungen habe ich im Mai 2019 unternommen. Für die Reisekosten bin ich selber aufgekommen.

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