Über das Russisch lernen

Weltweit sprechen über 210 Millionen Menschen Russisch. In Zentralasien ist Russisch die Lingua Franca. Mit Englisch kommt man oft nicht weit, wenn man  diese Länder als Individual-Tourist bereisen möchte, sollte man wenigstens ein paar Brocken Russisch kennen.

Das ist gar nicht mal so leicht. Und dabei können sich die Dinge, die einem beim Lernen überflüssig und unwichtig vorkommen, als die nützlichsten erweisen.

Russisch Lektion 1: Verkehrte Welt und Doppel-Leben in Russland

Im russischen Alphabet tummeln sich einige fremdartige, aber auch einige bekannte Buchstaben. Manche Zeichen sehen irgendwie lustig aus, so wie die ersten quietschenden Schreibversuche eines Erstklässlers an der Tafel – spiegelverkehrt.

Und dann ist Schluss mit lustig. Mit Schrecken stellt man fest, dass allein drei der unbekannten Buchstaben dazu dienen, verschiedene „Sch“ -Laute zu beschreiben (das „Scha“ Ш, das „Schtscha“ Щ und das „Sche“ Ж).

Der nächste Schock ist ein Buchstabe, der sich unscheinbar als kleines B verkleidet, es aber faustdick hinter den Ohren hat. Es ist das Mjarkisnak (ь), das Weichheitszeichen. Es wird nicht ausgesprochen, besitzt aber die dunkle Macht, den Laut von benachbarten Buchstaben zu ändern. Und es hat einen Zwillingsbruder, den Twjordisnak (ъ), das Härtezeichen. Es macht das gleiche, nur irgendwie anders. Und dann wäre da noch das „ы“. Es gaukelt vor, wie das „ь“ Superkräfte zu besitzen, doch kann es nicht mehr, als wie ein etwas aderes „i“ ausgesprochen zu werden.

Aber wenden wir uns lieber dem zu, was wir schon kennen: Wir finden alte Bekannte wie das „B“, „P“ oder „H“. Doch führen unsere Freunde in Russland ein Doppelleben. Natürlich ist es auch hier anders als man denkt. „B“ ist „W“, „P“ ist „R“ und „H“ ist „I“. Erst so machen Worte, von denen wir denken, wir könnten sie lesen, Sinn: „Ве́на“ hat nichts mit Unterwäsche zu tun, sondern ist die Hauptstadt Österreichs (gesprochen: Wiena).

Wir können uns glücklich schätzen, dass nur eine Zahl, nämlich die „3“, aus ihrem Reich entführt wurde, und jetzt als „S“ im kyrillischen Alphabet weiterlebt.

Schild auf Russisch
Ja nitschiwo nje panimaju: Ich verstehe nix

Russisch Lektion 2: So ein „Kack“

Ganz schön schwierig, dieses Russisch. Man könnte in Versuchung kommen zu sagen: „So ein Kack“. Aber dann hätte man wirklich kein Benehmen, oder? Doch, denn schon bei der ersten Lektion zur Aussprache der kyrillischen Schrift muss man eifrig Kack und Kot vor sich hinsagen. Kack, Kack, Kack, Kot, Kot, Kot, … todernst spricht die Dame auf der Tonaufnahme die neuen Wörter vor. Kack ist im Russischen auch ein häufiger Satzanfang bei Fragen wie zum Beispiel „Kack dilar?“ (Wie geht es dir), „Kack tebja sawut?“ (Wie heißt du?). Ihr seid natürlich schon drauf gekommen, Kack bedeutet wie und Kot ist nur ein harmloser Kater.

Russisch Lektion 3: Wo geht’s lang

Genug der Fäkalsprache, genug der Theorie. Kommen wir endlich zum praktischen Nutzen: Man steigt ins Taxi ein und sagt wo man hin möchte. Der Taxifahrer  hat natürlich keine Ahnung wo das ist. Bestraft ist der, der nur den Namen der Unterkunft kennt. Enttäuscht wird auch der, der dachte, mit einer Stadtkarte weiter zu kommen. Mit der kann in Zentralasien niemand etwas anfangen.

Merke: Wer dort mit dem Taxi zum Ziel kommen will, sollte erstens: Wissen wie man dort hinkommt. Zweitens: Das auf Russisch erklären können. Fast nichts lohnt sich mehr, als Wegangaben zu lernen. Kann man bei diesem Podcast übrigens gut lernen.

Schilder im Zoo von Karakol
Wo geht’s hier zum Klo?

Russisch Lektion 4: Es kommt anders als man denkt

Mag sein, dass Wegangaben wichtig sind. Doch gibt es immer ein Thema, das garantiert kein Russischkurs auslassen wird, und das garantiert noch vor den Wegangaben gelehrt wird: Die Einladung  zum Tee.

„Trinken Sie Ihren Tee mit Zitrone?“, „Ja, ich hätte meinen Tee gerne mit Zucker und Zitrone.“ Alle möglichen Kombinationsmöglichkeiten von Tee, Zitrone, Zucker, Milch und sogar Marmelade werden durchgespielt. Langweilig! Wen interessiert es schon, wie man seinen Tee trinkt? Sätze wie „Wie kommt man zum Bahnhof?“, „Wie teuer ist das?“ oder sogar „Ich bin keine Prostituierte, ich warte auf den Bus.“ scheinen nützlicher zu sein, als das Geplänkel über Tee.

Öfter gebraucht ist jedoch das Tee-Geplänkel. So war das erste Mal, dass ich meine Russischkenntnisse in Zentralasien einsetzen konnte, auf einer Militärbasis in Kirgistan. Nach einem abgebrochenen Trek landete ich mitten in der Lektion „Einladung zum Tee“ in einer kirgisischen Familie. Nichts hätte ich hier besser gebrauchen können. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mal so darüber freuen würde, über die Zubereitung meines Tees zu sprechen. Es kommt immer anders als man denkt.

Zu Tisch in Kirgistan
Smetana und Warenje: Saure Sahne und Konfitüre fehlen nie

Tips zum Russisch lernen

Ich höre mir gerne die Podcasts von Russland Journal an

Das PONS Power-Sprachkurs Russisch Buch benutze ich auch, finde es aber eher etwas umständlich. Vielleicht ist das mit der überarbeiteten Version besser geworden.

Den Lonely Planet Sprachführer Russisch kann ich für Unterwegs sehr empfehlen.

Weniger empfehlenswert finde ich Kauderwelsch Russisch Wort für Wort, weil hier fast alles nur in Lautschrift erklärt wird und ich immer über das Schreiben lerne.

Weil die russische Schreibschrift ganz anders ist als die Druckschrift, ist das Schreibheft Russisch von Cornelsen ebenfalls hilfreich.

Der Grund warum ich angefangen habe Russisch zu lernen war eine Reise nach Kirgistan. Lies hier was in Kirgistan am Song Kul See erlebt habe >

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