Ab in die Wildnis: Knappe 4 Stunden nördlich von Kapstadt liegt das Cederberge Wilderness Area.
Der Name ist Programm – Einsamkeit, zerklüftete Landschaft mit skurrilen Felsformationen, versteckte Badestellen, Felsmalereien und eine überraschende Pflanzenvielfalt erwarten uns.
Wir ziehen die Cederberge, in der die Natur weitgehend sich selbst überlassen ist – kaum markierte Wege und wenig Infrastruktur – der schönen aber touristischen Kap-Halbinsel vor.
Eine gute Entscheidung, brennt doch genau an den 4 Tagen in denen wir uns in die Wildnis aufmachen das halbe Kap bis hinter unser Haus in Muinzenberg ab (siehe Feierabend in Muinzenberg). Auch den heissesten Tag in Kapstadt seit 100 Jahren verpassen wir. An diesem Tag unternehmen wir eine 10-Stunden Wanderung in den Cederbergen – und hier ist es immer noch ein paar Grad wärmer ist als in Kapstadt.
Cederberg Ausblick mit wild wachsender Krantz Aloe. Sie wird in vielen Gegenden als natürlicher Zaun um Vieh Kraale gepflanzt
Wolfberg für Cracks
Unsere erste Tagestour führt uns durch die Wolfberg Cracks zum Wolfberg Arch. Das Permit haben wir am Vorabend in Dwarsrivier, zusammen mit einer Wegbeschreibung und einer überraschend ausführlichen Erklärung, bekommen. Diese Tour ist nur etwas für abenteuerlustige – steht jedenfalls in meinem Wanderführer der in Muinzenberg auf dem Nachttisch liegen geblieben ist …
Nach einem zirka 1,5 Stunden langen Aufstieg erreichen wir den Einstieg in die Cracks (Spalten). Rucksack runter und ab durch ein Loch zwischen Geröll nach oben klettern, um dann entlang einer Ledge (Felsvorsprung, nichts für Leute mit Höhenangst). Immer wieder schieben wir uns zwischen grossen Steinen und durch kleine Löcher durch. Eine Spinne blockiert den Weg und nur nach gutem Zureden (sie könnte mich anspringen!) traue ich mich durch das Felsloch.
Oben: Die Wolfberg Cracks sind nur für Cracks und abenteuerlustige. Rechts unten: Spass mit Sonnencreme Teil 1. Alle Bilder: Man kann nicht immer gut aussehen
Wie ein großer Abenteuer-Parcours kommt uns die Wanderung vor und wir uns wie Indianer Jones und Lara Croft (beide wollen Indy, nicht Lara sein). Wir erreichen eine eindrucksvolle, nach oben geöffnete Höhle mit zwei großen Bögen. Zwei Spalten führen weiter bergauf. Die linke Spalte endet an einer großen Felskugel, die in der Spalte klemmt und mir unüberwindlich erscheint. Die rechte Spalte führt allerdings auch nicht weiter, sie wird immer schmaler und wir bleiben fast darin stecken.
Links: Der richtige Weg. Rechts: Die richtige Motivation ist unerlässlich
Eingang zur Höhle in den Wolfberg Cracks
Pause in der angenehm kühlen Höhle – aber wie geht es weiter?
Wir machen das, was wir immer machen, wenn wir nicht weiter wissen. Wir essen erstmal. Die Höhle ist ein wunderbarer Platz dafür.
Der Wanderführer liegt leider in Kapstadt auf dem Nachttisch und kann uns nicht weiter helfen. Aber ein Blick auf die Karte, die wir ganz vergessen hatten, zeigt dann, dass die linke Spalte der richtige Weg ist (das hatte uns die Dame in Dwarsrivier sicher auch erklärt, hat wohl keiner zugehört …) Und tatsächlich schaffen wir es mit akrobatischer, uneleganter Kletterei, den Stein der den Weg versperrt, zu überwinden (es gibt auf der rechten Seite oben einen guten Griff in der Felswand, für alle die es nachmachen wollen). Der lustige Abenteuer-Parcours geht weiter, wir schieben uns auf dem Hintern unter einem Stein hindurch und noch über das ein oder andere Hindernis, bis wir oben ankommen.
Oben angekommen – das Ende der Cracks
Auf der Hochebene gibt es viele Pflanzen, die gut an die heissen Bedingungen angepasst sind
Erosionslandschaft im Sedimentgestein der Cederberge
Die Steine sind von der Erosion geformt, der schwarze Hügel von Termiten
Steinmännchen weisen den Weg
Weiter geht’s zum Wolfberg Arch. Den erreichen wir leider nicht, zu lange haben wir nach dem Weg gesucht und wir müssen vor 18h zurück am Zeltplatz sein um uns das Permit für den nächsten Tag und etwas zu Essen besorgen. Denn die kitchen facilities des Zeltplatzes beinhalten leider keinen Herd sondern nur Tisch und Waschbecken. Und wir wollen nicht, wie am Vorabend, spät abends im Dunkeln zwischen Hundegebell die Zeltplatzverwalterin darum bitten, uns einen Topf Nudeln zu kochen …
Waben-Erosion einer Felswand im Wolfberg Crack
Für den Weg zurück ins Tal wählen wir den leichteren Abstieg durch einen breiteren Spalt
There’s a party! Oder besser gesagt: There was a party. Und zwar auf unserem Auto. Paviane hatten dort wohl ziemlich viel Spass, von allen Seiten ist es beschmiert und ein kleines Häufchen auf der Kühlerhaube wurde uns zurück gelassen.
Achtung: Nach der Party sauber machen lohnt sich, vor allem wenn die Überreste sich auf der Öffnung zur Klimaanlage befinden.
Da waren wir: Blick auf die Wolfberg Cracks
Zurück nach Kromrivier zu unserem Zeltplatz
Route der Wolfberg Cracks zum Wolfberg Arch
Ein Tag am Disa Pool
Wir haben ehrgeizige Pläne: Früh aufstehen, den Kromriver entlang bis zu den Disa Pools, vorbei am Maltese Cross bis zur höchsten Spitze der Cedarberge, dem Sneeuwberg. Und das Ganze zurück.
Entlang des Kromrivers geht es zu den Disa Pools
Der Weg ist nicht immer leicht zu finden, mehrmals verlieren wir ihn im hohen Gras
Den Zeitplan überziehen wir schon am frühen morgen, als wir versuchen mit unserem klapprigen Stadtauto den Jeep-Track zu bezwingen (erfolglos). Die Suche, erst nach der Sonnenbrille im Auto (erfolglos) und dann nach dem Weg zum Maltese Cross hinter den Disa Pools (erfolglos) geben unsere Planung den Rest. Trotzdem alles richtig gemacht: Das Tal um den blumengesäumten Kromriver ist wunderschön und so haben wir um so mehr Zeit an den Disa Pools. Und die ganz für uns allein!
Ein Tag am Pool
Nach der Disa-Orchidee wurden die Disa Pools benannt, sie blüht Dezember bis März
600 verschiedene Arten Erika zählt die südafrikanische Fynbos Vegetation
Der Stadtwagen wird nicht weiter qequält
Kromrivier ist nicht nur ein Zeltplatz sondern auch eine Farm, hier wird Vieh gehalten, Wein angebaut und Bier gebraut
Zum Maltese Cross haben wir es nicht geshafft
Es wird heiss in den Cederbergen…
Wir haben den Zeltplatz schon an Vorabend von Kromrivier nach Algeria verlegt. Der Gründer der Algeria Forest Station fühlte sich so sehr an die Landschaft Algeriens erinnert, dass er den Ort kurzerhand „Algeria“ nannte. Algeria reiht sich munter in die anderen unterhaltsamen Ortsnamen wie Wupperthal, Altona (hat jetzt einen eigenen Flughafen!) und das lang gesuchte Atlantis ein, die uns auf dem Weg in die Cederberge begegnet sind.
Blick ins Grootklof Tal und die Algeria Forest Station. Über 50 Kilometer Schotterstrasse muss man vom Abzweig des Highway N5 bis nach Algeria zurücklegen
Von Algeria starten wir dann also am dritten und letzten Tag in den Cederbergen. Es geht es auf eine 8-Stunden Wanderung an den Cathedral Rocks vorbei. Den Aufstieg zu den Middleberg Huts, einfache Schutzhütten am Fuße des Protea Peaks, machen wir am frühen morgen – zum Glück im Schatten. Auf dem Weg liegt der hübsche Algeria Wasserfall (an dem man übrigens auch baden kann).
Den Algeria Wasserfall kann man auch bei einer 3-4 Stunden Rundwanderung erkunden
Die Middleberg Huts stehen im idyllischen Tal Middleberg Vlakte unter riesigen Pinien. In der Nähe gibt es sogar eine Wasserstelle unter Eichen. Alles sehr idyllisch, aber ich bin trotzdem froh, dass wir unsere Pläne von einer Mehrtagestour zur Tageswanderungen abgeändert haben und nicht in den Hütten übernachten werden.
Eine der beiden Middelberg Schutzhütten. Bei der zweiten fehlt schon das Dach…
Die nahe Quelle unter Eichen ist eine überraschende Oase im trockenen Umland
Der Weg ist gut erkennbar, nur einmal kommen wir auf Abwege. Aber den Abzweig zur Protea Peak verpassen wir. Mittlerweile ist es aber schon so heiss, dass ein Aufstieg zur Spitze nicht mehr zur Debatte steht. Wir durchqueren das Hochtal in dem wir immer wieder Pavianen begegnen. Wir beäugen uns gegenseitig skeptisch aus der Ferne und ich glaube beide Seiten sind froh, keine nähere Bekanntschaft zu machen.
In allen Varianten dabei: Erika
Wir kommen an alten Zedern, den Namensgebern der Cederberge vorbei. Viele sind nicht mehr übrig, als Telegrafenmast trifft man sie im Flachland öfter an als in den Bergen. Lächerlich mickrige Bäumchen in neuen Plantagen zeigen, wie langsam die Zedern nachwachsen. Die Cathedral Rocks sehen wir aus der Ferne, die Landschaft hier ist eindrucksvoll, riesige Steine liegen gelangweilt umher, tote Bäume stehen und purzeln wie vergessenes Spielzeug auf ihnen herum.
Auf der Hochebene gibt es nur noch wenige der namensgebenden Zedern
Skurrile Landschaften im Hochtal
Nasenbluten, wahrscheinlich von der trockenen staubigen Luft verursacht, zwingt uns zu einigen längeren Pausen. Und als wir im Tal The Gat den Abstieg beginnen, bekommen wir von einem Gewitter das uns im Nacken liegt Motivation, unser Tempo doch noch einmal zu steigern.
Es gibt viele Proteen, die Nationalblume Südafrikas, in den Cederbergen. Aber wir sind zu spät – alle schon verblüht
Die Hitze hat uns ganz schön zugesetzt, und obwohl wir beide heute wieder viel Spass mit Sonnencreme hatten, sind wir knallrot. In Tal in Uitkyk angekommen fängt es an zu regnen aber das Gewitter zieht zum Glück schnell weiter. Viel zu spät kommen wir nach Algeria zurück und die nette Rezeptionistin, die uns auch mit dem Wasserkocher ausgestattet hatte, wollte gerade schon die Parkverwaltung anrufen.
Der Weg durch den dichten Schachtelhalm ist erst vor Kurzem freigeschnitten worden
Abendessen: Kitchen Facilities in der Algeria Forest Station
Goodbye Cederberge und Goodbye Wanderschuhe! Seit ich 13 Jahre alt bin sind wir viel zusammen gelaufen: In Österreich, der Schweiz, Italien, Kirgistan, Nepal, den Azoren … Jetzt sind sie nicht mehr ganz dicht
Einmal um die Protea Peak
Wenn du auch in den Cederbergen wandern möchtest, pack den Rother Wanderführer ein. Der hat eine schöne Auswahl von Wanderungen im westlichen Südafrika und den Cederbergen. Ich habe ihn für die Planung benutzt.
Cederberge Links
Offizielle Seite von der Parkverwaltung Cape Nature
Cederberg Conservancy mit Tipps für Unterkünfte
Algeria Forest Station Zeltplatz
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Tolle Bilder und Beschreibungen. Paviane habe ich nicht gesehen, aber dafür umso mehr Echsen, Murmeltiere und Faustgroße Spinnen. In den Cederbergs gibt es auch noch vereinzelt Leoparden – aber auch die sind uns da aus dem Weg gegangen.
tolle bilder -ich wußte gar nicht , dass ihr so gut klettern könnt.