Pack den USB-Stick in die Tasche! Was es damit auf sich hat und was es im Ferghana-Tal in Usbekistan zu entdecken gibt: Vom Schlaraffenland der Bazare und Träumen aus Seide in der Seidenfabrik Yodgorlik.
Die Stan-Länder waren lange dunkle Flecken auf meiner Landkarte. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es dort aussieht und was diese Länder ausmacht. Nur die Hauptstädte konnte ich mir merken. Insbesondere Taschkent, die Hauptstadt von Usbekistan, hatte ich mir so schnell gemerkt, wie ich einen USB(kistan)-Stick in die Tasche(kent) stecke.
Legen wir den USB-Stick zur Seite, denn mein Besuch in Usbekistan beginnt nicht in der Hauptstadt Taschkent. Auch nicht bei einer der berühmten Karawanenstädte der Seidenstraße – Samarkand, Bukhara oder Chiwa – sondern im Ferghana-Tal. Das Ferghana-Tal ist eine Ebene zwischen dem Tien-Shan-Gebirge und dem Pamirgebirge im Osten Usbekistans. Teile des Tals gehören zu den Nachbarländern Tadschikistan und Kirgistan (von dort komme ich gerade, lies hier mehr).
Warum Ferghana auf dem Weg liegt
Ferghana kann mit den prachtvollen Karawanenstädten nicht konkurrieren: Hier gibt es eigentlich nichts zu sehen. Noch Ende des 19.Jahrhunderts war das heutige Industriezentrum ein kleines Dorf. Denn früher war das nahegelegene Kokand der Knotenpunkt der Seidenstrasse.
Nach der willkürlichen Grenzziehung in Sowjet-Zeiten, konnte man viele alte Verbindungswege nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr wie vorher nutzen.
Deshalb bin ich in Ferghana gelandet: Denn jetzt liegt es auf dem Weg und ist nebenbei auch das Zentrum des Tourismuses im Ferghana-Tal. Da Tourismus in Usbekistan vor allem hochpreisige, organisierte Gruppenreisen sind, ist die Auswahl der Unterkünfte trotzdem mau …
Ein Zwischenstopp in Ferghana und der Nachbarstadt Marghilan lohnt sich trotzdem:
Weinbewachsene Lauben, der Al-Farg’oniy-Park, Bazare voll mit dem leckersten Obst und Gemüse, die Seidenmanufaktur in Marghilan und freundliche Einwohner.
Im Schlaraffenland: Auf dem großen Basar von Ferghana
Auf dem großen Bazar von Ferghana gibt es jeden Tag Unmengen von frischem Obst und Gemüse zu kaufen. Überraschenderweise ist das Sortiment gar nicht so anders als bei uns!
Milchprodukte werden feil geboten – der Quark sieht aus wie daheim, schmeckt aber ganz anders
Eine große Auswahl an Honig und Süßem
Usbekischer Imbiss: Frikadelle mit Pommes. In Usbekistan isst man gerne und viel Fleisch
Von Seidenraupe, Zwirn & Zwiebel: Besuch in der Seidenfabrik Yodgorlik in Marghilan
Bei einer Führung in der Seidenfabrik Yodgorlik bekomme ich von der Raupe bis zum fertigen Tuch alles gezeigt.
1983 gründeten Arbeiter von Seidenfabriken Yodgorlik: Anders als in den massenproduzierenden Betrieben in denen sie arbeiteten, wird in der Seidenfabrik Yodgorlik Seide mit traditionellen Methoden hergestellt.
Leere Kokons von Seidenraupen: Bevor die Kokons durch den schlüpfenden Seidenspinner zerstört werden können, werden die Kokons in kochendes Wasser geworfen. Die Raupen werden zu Fischfutter
Zirka 3 bis 8 Kokons werden zusammen abgewickelt, sprich gehaspelt. Für 250 Gramm Faden dieser sogenannten Haspelseide benötigt man um die 3.000 Kokons
Pferdehaar? Engelshaar? Prinzessinnenhaar? Nein, das Werk der Seidenraupe. Die ist aber wählerisch wie eine Prinzessin. Sie geruht nur die Blätter des Maulbeerbaums zu speisen und stellt weitere Ansprüche an Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Natürliche Färbemittel, die traditionell zum Seidefärben verwendet werden. Darunter finden sich auch Zwiebelschalen
Die Fäden werden vor dem Verarbeiten gefärbt: Das Abbinden an bestimmten Stellen erzeugt die typischen Muster
Handarbeit: Hier werden Fäden abgebunden und die Muster angelegt
In der Seidenfabrik stehen noch viele Webstühle. Strom braucht man hier keinen
Aber ziemlich flinke Füsse braucht man hier. Auch wenn man nur den ganzen Tag sitzt …
Leuchtende Farben machen usbekische Stoffe einzigartig
Die maschinell hergestellten Stoffe sind etwas günstiger als die mit dem Webstuhl gewebten – aber auch von geringerer Qualität
Die Maschinen sind über 100 Jahre alt
Herstellung eines geknüften Seidenteppichs
Weinlauben kühlen den Innenhof der Seidenfabrik
Mit dem Fahrrad zur Arbeit? Die meisten fahren mit der Marschrutka, dem öffentlichen Sammeltaxi. Schmale Daewoo-Minibusse (auch Damas genannt) haben hier übrigens Monopolstellung
Usbekistan ist einer der größsten Baumwollproduzenten weltweit. In Sowjetzeiten wurden insbesondere im Ferghana-Tal auf Baumwoll-Monokulturen umgestellt, worunter jetzt die Böden leiden. In den Sommerferien müssen junge Usbeken für wenig Geld bei der Erne helfen
Alte Tür mit Schnitzereien im Hof einer ehemaligen Medrese. Viele alte Medresen beherbergen heutzutage kleine Handwerksbetriebe und Läden für Touristen
Der Granatapfel ist eine der typischen Früchte Zentralasiens und eine Zutat vieler usbeksischen Speisen. Schon mal einen geschält, ohne dass danach die Küche und du rot gesprenkelt war?
Usbekistan ist eine trockene Region. Mit Hilfe von Bewässerungskanälen wurde das Ferghana-Tal schon seit vielen Jahrhunderten zu einer großen, grünen Oase. Auch in den Gärten blüht es hier überall
Der Astronom Al-Farghani (Alfraganus) ist der berühmteste Sohn der Stadt Ferghana. Im 9.Jahrhundert forschte er am Hofe des Kalifs in Bagdad und in Ägypten
Praktische Tipps zu ganz Zentralasien und Usbekistan findest du auf auf caravanistan.com.
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