Ich reise ohne festen Plan nach Georgien, das Einzige was ich weiß, ist daß ich in die Hauptstadt Swanetiens fahren möchte, um in dieser Kaukasusregion zu wandern. Frisch angekommen in der Hauptstadt Tbilisi frage ich im Hostel nach, ob es ein schwarzes Brett (wie analog!) gibt. Nein, sagt der Herbergsbesitzer, aber hier fahren jeden Tag Leute nach Mestia. Frag einfach mal rum. Alle wollen nach Mestia.
5 Minuten später bin ich im Gespräch mit drei Israelis, 10 Minuten später bieten sie mir an, mich ihnen nach Mestia anzuschließen. 3 Stunden später sitze ich mit ihnen im Nachtzug nach Zugdidi (10h, 20 Lari) um von dort mit der Marschrutka (4h, 20 Lari) nach Mestia weiterzufahren.
Du warst schon in Swanetien? Dann auf zum Trekken nach Tuschetien >
Ausblick vom einem der Wehrtürme: Der Aufstieg über wackelige alte Holzleitern ist nervenaufreibend
Mestia, das Dorf der Wehrtürme
Der Hauptort Swanetiens breitet sich im Tal des Flusses Mestiakhalda aus. Die beeindruckenden Silhouetten der Wehrtürme, die den Familien jahrhundertelang Schutz Lawinen und insbesondere vor Angriffen boten, prägen das Dorfbild.
Die Wehrtürme schützten die Swanen erfolgreich vor Angriffen anderer Völker: Swanetien wurde niemals – nicht einmal von den Mongolischen Horden – eingenommen und blieb stets unabhängig.
Jede Familie hatte einen eigenen Wehrturm, was nötig war. Denn es kam nicht nur zu Angriffen durch feindliche Völker, sondern auch öfter zu länger anhaltenden Konflikten innerhalb des Dorfes.
Im Matschubi-Familienmuseum kann man ein altes Wohnhaus und einen Wehrturm besichtigen. Wir fragen einen schwarz gekleidete Frau auf der Straße nach dem Weg dorthin. Leider hat es schon geschlossen, aber kein Problem: Ihre Familie hat natürlich auch einen Wehrturm. Ihre Kindern führen uns über eine wackelige Holzleiter hoch in den Turm. Der Ausblick lässt Höhenangst und Angstschweiss vergessen (aber so ein Mist, man muss auch wieder runter …).
Mestia Panorama: Die Fundamente mancher Wehrtürme sind bis zu 2000 Jahre alt, einige gehören zum UNESCO Weltkulturerbe
Die Wehrtürme schützten die Swanen vor feindlichen Angriffen, aber auch vor Lawinen
Mestia, das Dorf der Swanen
Die Swanen sind die Ostfriesen Georgiens. Sturheit und Verbohrtheit wird ihnen nachgesagt und wie es bei uns die Ostfriesen-Witze gibt, gibt es in Georgien Swanen-Witze. Doch die stolzen Swanen, die immer erfolgreich ihre Feinde abwehren konnten, sind auch für ihre unschlagbare Gastfreundschaft bekannt. Und für ihre Trinkfestigkeit. Ein Angebot für einen Schnaps zum Frühstück ist die logische Konsequenz der trinkfesten Gastfreundschaft.
Der kleine Markt von Mestia: Hier gibt es Obst, Gemüse und swanetische Gewürze
Die Küche unserer Unterkunft Guesthouse Edelweiss: In Georgien wird noch auf dem traditionellen Metallofen gekocht, der mit Holz angefeuert wird
Frühstück auf Georgisch: Khatschapuri, das warme Brot mit Käsefüllung und selbstgemachter Käse, ist immer dabei
Die typisch georgischen Holzhäuser haben immer eine Terrasse und einen Garten oder Hinterhof, der meist etwas chaotisch ist
Mestia, das Tourismuszentrum
Touristischer als in Mestia wird es in Georgien selten: Zahlreiche Gästehäuser, einige Cafés und Restaurants und eine Tourismusinfo am Hauptplatz. WLAN gibt es in diesem abgelegenem Ort fast überall.
Kaum zu glauben: Noch vor wenigen Jahren war Mestia ein verschlafenes Nest mit wenig Infrastruktur. Swanetien war eine unsichere Reisegegend, da es immer wieder zu Entführungen kam. Präsident Saakashvili änderte das, er schuf ein neues Mestia: Der alte Dorfkern wurde abgerissen, ein modernes Polizeipräsidium, ein neues Rathaus, Skilifte und ein futuristischer Flughafen wurden gebaut.
Man kann über die Authentizität streiten. Besonders kritisch ist, dass vielen Familien bei der Modernisierung der Stadt Grundstücke enteignet wurden. Denn die Swanen kannten kein Grundbuch – hier galt der Handschlag und außerdem wusste eh jeder, wem was gehört.
Unter dem Präsidenten Saakashvili wurde Mestia modernisiert und zum Tourismuszentrum ausgebaut. Und bekam ein sehr modernes Polizeipräsidium (geplant von einem deutschen Architekturbüro)
Frittierte Maismehlfladen, eine swanische Spezialität
Kommt aus einer anderen georgischen Bergregion: Kazbegi-Bier
Der 5068 Meter hohe Mount Schchara gibt eine gute Kulisse für den Sonnenuntergang ab
Mestia, das Dorf im Kaukasus
Wehrtürme, gastfreundliche Menschen und leckeres Essen machen Mestia zu einem interssanten Reiseziel, aber der Grund, warum alle nach Mestia wollen ist natürlich einer:
Die Gletscherzungen reichen hier fast bis vor die Haustüre.
Also Wanderschuhe geschnürt und los geht’s:
Zum Zunge des Chalaati Gletschers >
In drei Tagen von Mestia nach Ushguli >
Die Bezirkshauptstadt der Bergregion Swanetien ist der optimale Ausgangspunkt für einige schöne Wanderungen
Unterkunft in Mestia:
Manonis Guesthouse (gut zum Leute treffen)
Nino Ratonis Guesthouse (gut zum Leute treffen)
Guesthouse in der Vittorio Sella Strasse 6 (persönlicher Homstay, kein Schild am Haus)
Anfahrt nach Mestia:
Von Tbilisi mit dem Nachtzug bis Zugdidi (10 Stunden, ca. 20 Lari, http://www.railway.ge/), In Zugdidi fahren vom Bahnhof direkt Maschrutki bis nach Mestia (4 Stunden, ca. 20 Lari)
Von Tbilisi mit der Maschrukta bis Mestia (zirka 9-10 Stunden, ca. 30 Lari)
Von Tbilisi mit dem Flugzeug (1 Stunde, ca 65 Lari) Bei http://vanillasky.ge rechtzeitig buchen, die Flüge sind lange im Voraus ausgebucht. Vorsicht, bei schlechtem Wetter fallen Flüge oft aus.
Abfahrt von Mestia
Maschrutki fahren morgens ab 6 am Hauptplatz nach Zugdidi, Tbilisi und Batumi (5.30h, 30 Lari) ab. Leider gibt es mittags oder nachmittags nur Verbindungen, wenn genügend Fahrgäste zusammen kommen, etwas ungünstig wenn man den Nachtzug von Zugdidi nach Tbilisi nehmen möchte, weil man sonst den Tag in Sugdidi verbringen muss. Am besten in einer der gut frequentierten Hostels nach Mitfahrern suchen.
Mehr Tipps zum Wandern in Swanetien findest du hier
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Meine Reisetipps für Georgien
Wandern von Mazeri nach Mestia
Wandern von Mestia nach Ushguli
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Hej!
Ich werde nächste Woche in Georgien sein für 7 Tage und schwanke immer noch zwischen wandern in Swanen oder lieber zum nahe gelegene Kazbek und dort ein paar Tage sein.
Die Fahrt mit 10, total 20 Stunden lässt mich doch zurück Schrecken. ..tipps? Gedanken?
In 7 Tagen kann man einiges machen, ich an deiner Stelle würde 5 Tage nach Swanetien fahren und nach Kasbegi einen kurzen Abstecher machen (oder beim nächsten Mal dorthin 😉
Wenn du von Tbilissi aus den Nachtzug nach Zugdid nimmst und von dort morgens nach Mestia fahrts ist die Anfahrt nicht soo schlimm. Bei der Rückfahrt kannst du das auch machen, allerdings fahren Mittags nicht immer Mashrutkas aus Mestia. Aber auch wenn man eine 9-Stündige Höllenfahrt hat lohnt sich Swanetien!