Dawit Garedscha: Ein Wunder

Kloster Dawit Garedscha

Dass ein Überleben in dieser Halbwüste möglich ist, erscheint wie ein Wunder. Und mit einem Wunder beginnt auch die Geschichte vom Kloster Dawit Garedscha. Leider verhinderte keines das Blutbad im 16. Jahrhundert.

Sie blicken in die Weite der ausgetrockneten Landschaft. Hören das Trommeln aus der Ferne. Sehen die Silhouette der riesigen Armee am Horizont aus dem Staub erscheinen.

Wie sich die Mönche wohl gefühlt haben müssen, als sie die Angreifer in der Ferne sahen? Angegriffen wurde das Kloster Dawit Garedscha oft, dabei wurde viel zerstört und viele Mönche getötet. Heute sind die einzigen potentiellen Angreiffer die giftigen Schlangen, die hier vorkommen.

Und heute gehört das orthodoxe Kloster Dawit Garedscha, nicht nur wegen seiner Nähe zu Tbilisi, zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Georgiens. Und es ist jeden Umweg wert. Nicht nur die Fresken der Höhlenkapellen sind beeindruckend, vor allem die Landschaft ist in ihrer Stille und Surrealität berührend.

 

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172663Das Kloster Davit Gardscha wurde Mitte des 6. Jahrhunderts gegründet

Wunder, Revolution und Blutbad: Die Geschichte von Dawit Garedscha

Dawit Garedscha liegt in der Einsamkeit an der Grenze von Georgien und Aserbaidschan. Anfang des 6. Jahrhunderts kamen 13 syrische Missionare nach Georgien, einer von ihnen war der heilige Dawit. Er zog sich in die Halbwüste Georgiens zurück und verbrachte hier sein erstes Wunder. Er schaffte es nicht wie Jesus aus Wasser Wein zu machen, aber dafür Wasser in der Nähe des Klosters fliessen zu lassen. Vielleicht auch das sinnvollerer Wunder in dieser Trockenheit. Noch heute muss um jeden Wassertropfen gekämpft werden. In einem ausgeklügeltem Kanalsystem wird, mit zum Teil verborgenen Kanälen, Wasser in Zwischensisternen gesammelt und in einer Hauptsisterne zusammen geführt. Dass die Mönche in dieser Trockenheit überleben können, ist noch immer ein Wunder.

Dann kam die Revolution: Die der georgischen Ikonenmalerei. Im 9. Jahrhundert wurde das Kloster erweitert und die Höhlenklöster mit Fresken ausgestaltet. Die Fresken von Davit Garedscha übten durch ihr typisches Farbschema einen prägenden Einfluss auf die Malerei aus. Sie wurden als Schule von Garedscha bekannt und werden als die bedeutendsten Werke der mittelalterlichen Malerei von Georgien angesehen.

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172716Die meisten der Fresken sind in keinem Guten Zustand. Obwohl Dawit Garedscha auf der Anwärterliste für das UNESCO Weltkulturerbe steht, werden die Fresken nicht geschützt

Nach der Zerstörung durch die Seldschuken erlebte das Kloster Dawit Garedscha unter der Herrschaft Dawit des Erbauers im 10. Jahrhunder seine Blütezeit und war eines der kulturellen Zentren von Georgien. Auch nach der Invasion durch die Mongolen 1265 und durch Timur im 14. Jahrhundert, wurde das Kloster immer wieder aufgebaut. Doch kurz nachdem im 16. Jahrhundert der Klosteranlage eine Schule für Literatur angeschlossen wurde, kam das Blutbad. In der Osternacht des Jahres 1615 verwüstete das Heer des persischen Schah Abbas alle Kirchen und metzelte über 6.000 Möche nieder. Bis 1675 fande keine Gottesdienste mehr statt.

Dawit Garedscha gewann nie wieder seine Bedeutung zurück. In der Sowejtzeit nutzte die Rote Armee es als Unterkunft, das Areal diente als Truppenübungsplatz. Später waren, trotz Protesten, Truppen der georgische Armee dort untergebracht.

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172632Der Weg zum Kloster Davit Garedscha führt durch karges Niemandsland

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172652Seit 1990 ist die Klosteranlage wieder geweiht20151002_georgien-davit-garedscha_L1172662Die wenigen Niederschläge am Höhenzug von Udabno werden an der schrägen Felswand über Bewässerungskanäle in Zisternen gesammelt, um das Kloster mit Wasser zu versorgen

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172694Die Klosteranlage Dawit Gardscha wurde mehrmals umgebaut. Ab dem 9. Jahrhundert wurden die Höhlenkappellen im oberen Bereich angelegt

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172705Im 9. Jahrhundert begann auch die Ausgestaltung der Höhlenkapellen mit Fresken. Hier wurde die georgische Ikonenmalerei revolutioniert

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172709Dawit Garedscha wurde mehrfach schwer beschädigt, bei Invsionen der Mongolen, von Timur dem Lahmen und dem persischen Schah Abbas

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172714Zur Zeit der Sowjetunion war das Gelände um Dawit Garedscha Sperrgebiet und militärisches Übungsgelände. Durch die Erschütterungen der Bomben und von Erdbeben, sind viele der Höhlen zerstört worden

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172742Noch heute suchen Gläubige das Kloster auf, das seit seiner Gründung eine Wallfahrtsstätte ist

20151002_georgien-davit-garedscha_L1172735Dawit Garedscha liegt im Grenzgebiet von Georgien und Aserbaidschan. Genau genommen übertritt man beim Besuch der Höhlenkapellen schon die Grenze

Meine Tipps für Dawit Garedscha

1. Trinkflasche mitnehmen

Es kann sehr heiss werden. Die Trinkflasche kann im Eingangsbereich der unteren Klosteranlage aufgefüllt werden. Ein Sonnenhut ist auch nicht verkehrt.

2. Essen einpacken

Im Souvenirshop des Klosters gibt es keine Snacks. Ein verzweifelter, fast verhungender Freund wähnte sich glücklich mit dem Kauf einer Kekspackung, die sich später als Kohlen herausstellen. Wer keine Kerzen oder Kohlen essen möchte, kann im kleinen Ort Udabno (20 Min.) in das Restaurant Oasis Club gehen.

3. Geschlossene Schuhe tragen

Hier gibt es ziemlich giftige Schlangen. Am besten geräuschvoll laufen. Geschlossenes, festes Schuhwerk ist so oder so empfehlenswert, auch weil der Weg zu den Höhlenkapellen recht steil ist.

4. Zeit nehmen

Ich habe gelesen, dass 2 Stunden völlig reichen, um das Kloster zu erkunden. Ich habe 3,5 Stunden dort verbracht und hätte locker länger bleiben können. Die Landschaft ist unglaublich und wer die Mühe auf sich nimmt, diesen abgelegenen Ort zu besuchen, sollte auch die Zeit mitbringen, ihn zu geniessen.

5. Vorher informieren

Das Kloster ist nicht beschildert. Es gibt weder Wegweiser noch Infotafeln. Wer also etwas Hintergrundwissen möchte, sollte sich voher infomieren. Wenn du bis hierhin alles gelesen hast, bist du gut vorbereitet.

Orientierung in Dawit Garedscha

Es gibt keinen offiziellen Eingang, das Gelände ist frei begehbar. Der untere Teil der Anlage, den du vom Parkplatz zuerst erreichst, besteht aus dem Wohnsitz des Patriarchen, der Nikolaikirche, der Christi-Verklärkirche, in der sich die Grabplatte des heiligen Dawits befindet und den Wohnzellen der Mönche. Leider kann man hier nur einen kleinen Teil besichtigen.

Links neben Souvenirshop führt ein Pfad zum oberen Teil der Anlage von Dawit Garedscha. Du läufsts entlang der großen Felsschräge, an der sich die Gräben zum Regenwasser sammeln befinden, bis an den Bergkamm. Nach links führt ein kleiner Pfad vorbei ein einer Kirche zu einem grandiosen Aussichtspunkt. Hier kannst du Geier beobachten die in den Felsen nisten und im ein-Minuten-Takt starten. Biegst du am Bergkamm rechts ab, kommst du auf einem Rundweg zu den Höhlenkappelen. Manche lassen sich nur mit Kletterei erkunden. Hier befindest du dich schon auf aserbaidschanischem Grund, falls die patroullierenden Soldaten schlecht gelaunt sind, wirst du vielleicht zurück geschickt.

 

So kommst du zu Dawit Garedscha

Es gibt mittlerweile eine Mashrutka von Tbilissi direkt nach Dawit Garedscha. Sie fährt am Freiheitsplatz nahe der Touristeninformation ab.

Bis vor kurzem gab es noch keine öffentlichen Tranportmittel zum Kloster. Von Tbilisi und Sighnagi organisieren die meisten Unterkünfte Sammeltaxis. Von Sighnagi ist die Anfahrt kürzer und günstiger (2 Stunden fahrt, zirka 80 Lari). Der Fahrer wartet am Kloster, die Aufenthaltszeit sollte vorher abgesprochen werden und beträgt meisten 2 Stunden.

Es gibt auch die Möglichkeit, von Tbilisi (Didube) mit der Mashrutka nach Gardabani oder Sagardescho zu fahren und von dort mit dem Taxi zu nach Dawit Garedscha zu fahren. Findet man vor Ort niemanden zum Taxi teilen, spart man kein Geld und ist länger unterwegs.

 

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