Einfach an der Bushaltestelle die Reisepläne ändern um mich jemandem anzuschliessen, den ich erst vor 5 Minuten kennengelernt habe? Nach 3 Schnäpsen entscheiden, dass die Reiseroute geändert wird und am nächsten Tag auf zwei Eseln weiter geritten wird? Spontane Tanzparty im Wohnzimmer zu dritt bei Menschen, die ich gestern noch nicht kannte? Ist mir alles schon passiert beim alleine reisen.
Es ist die Offenheit, das Unwissen, was und wen der nächste Tag bringen wird, die ich so liebe. Die Freiheit, jeden Moment spontan seine Reiseplanung ändern zu können und die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen. Ich gehe offener und aufmerksamer durch die Welt, weil ich weiss, dass ich Regie führe und alles was ich mache, meine Reise komplett ändern kann.
Manchmal treffe ich Daheimgebliebene, die mich bewundernd oder verwundert fragen, ob ich keine Angst hätte oder ob mir nicht langweilig würde. Natürlich nicht! Denn nur weil man alleine verreist bedeutet das nicht, dass man auch alleine reist. Denn nie ist es leichter andere Menschen kennenzulernen als auf Reisen. Tatsächlich komme ich beim „alleine“ Reisen meistens weniger zum lesen, als wenn ich mit Freunden oder Familie unterwegs bin.
Alleine reisen: Wie ist das mit der Einsamkeit?
Eins ist schon einmal gut: Langweilig wird mir selbst alleine nie. Doch die Einsamkeit kommt auch mich manchmal besuchen, aber so sind wir ja schon zu zweit. Dann rufe ich daheim an, um den ungebetenen Gast wieder los zu werden. Und da meine Reisen meist nicht länger als 4 Wochen dauern weiss ich auch, dass ich meine Liebsten bald wieder sehen werde. Das sich einsam fühlen ist, genauso wie das Heimweh, vor allem ein Problem wenn man länger unterwegs ist. Und manchmal ist es tatsächlich nicht so schlecht, wenn die Einsamkeit vorbei schaut. Einerseits erinnert sie mich daran, was ich für wunderbare Freunde daheim habe, andererseits treibt sie mich raus aus meinem Schneckenhaus.
Die schönsten Momente alleine geniessen oder teilen?
Teilen, teilen, teilen! Aber mit den Richtigen – einen schönen Moment mit besonderen Menschen zu teilen, kann den Moment unvergesslich machen. Wie ich es liebe, mich mit Freunden gemeinsam an lustige Anekdoten zu erinnern und eine Reise wieder aufleben zu lassen. Mit meiner Freundin Annette habe ich immer viel Spaß in den Bergen, alleine wäre es zum Beispiel sehr traurig gewesen, bei Schnee mit Übergepäck durch das Trentino zu latschen. Aber wenn man mit der falschen Person unterwegs ist, kann es sein, dass man die schönen Momente nicht mehr sieht. Und noch schlimmer: Der falsche Mensch kann einen schönen Moment sogar kaputt machen. Nicht selten kommt es vor, dass man sich von seinem Partner auf Reisen trennt und sich am Ende doch alleine erinnern muss. Mist, und dann taucht in den Erinnerungen dauernd der nervige Ex-Freund auf.
Und auch wenn ich schöne Momente lieber teile, kann ich sie auch sehr gut alleine geniessen und ziehe gar keine Gesellschaft schlechter Gesellschaft vor. Ausserdem ist es schon ein besonderes Gefühl die Berge ganz für sich alleine zu haben, so wie ich letztes Jahr bei einer Wanderung durch die Dolomiten.
Wenn es nicht passt mit dem Reisepartner
Manchmal ist es halt so: Obwohl du weisst, dass du und dein Reisekumpane eigentlich die gleichen Interessen habt, kommt dann doch alles anders und es passt einfach nicht. Du will am liebsten abhauen, aber je nachdem wo du gerade bist, geht das nicht immer so leicht. Ich hatte diese Situation einmal, als ich in einen Urlaub von Freunden mehr oder weniger hineinschlitterte. Wir wollten gemeinsam einen Berg besteigen, aber wegen schlechtem Wetter mussten wir die Pläne ändern. Hier hätte ich mich sofort ausklinken müssen. Stattdessen gammelte ich 2 Tage an einem einsamen Strand. Der war zwar sehr schön, aber eigentlich hätte ich viel lieber andere Wanderungen unternommen. Selber Schuld! Denn zu einer schönen Reise gehört nicht nur, dass du auf Menschen zugehst und neue Reisepartner kennenlernst, sondern auch, dass du dich trennst wenn du merkst, dass die Interessen nicht mehr übereinstimmen. Leichter gesagt als getan, aber ich habe das mir für das nächste Mal fest vorgenommen.
Wie reist man nun besser?
Es ist, als ob man Äpfel mit Birnen vergleichen möchte. Ich mag beides. Manche Reisen, wie zum Beispiel die Wanderungen die ich in den Cederbergen in Südafrika gemacht habe, sollte man schon aus Sicherheitsgründen besser nicht alleine machen. Und es kann herrlich sein, zu zweit oder in einer Gruppe ein Land erkunden und die Gesellschaft und Vertrautheit geniessen. Genau so wenig möchte ich das Unvorhersehbare des allein Reisens missen – aus dem bei mir übrigens nicht wenige weitere Reisen mit Freunden wurden, wie zum Beispiel meine letzte Reise nach Israel!
Melanie hat mich mit ihrem Blogroll zum Thema Alleine Reisen inspiriert, endlich etwas zu diesem Thema zu schreiben. Es wurde auch höchste Zeit! Schau auf ihrem Blog Good Morning World vorbei und lies, was sie und andere Blogger über das alleine Reisen denken!
Oder lies hier mehr von meinen Solo-Reisen:
Unter den Wolken wandern auf São Jorge >
Allein durch die Dolomiten: Alles meins >
Unterwegs in Balat, mein Lieblingsviertel in Istanbul >
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Hallo Nina,
Alleine reisen und gemeinsam reisen – beides hat für mich seine Vorzüge. Ich stimme dir zu, dass alleine reisen sehr aufregend ist. Das Gefühl von Unabhängigkeit, Freiheit und die unglaubliche Abenteuerlust. All das macht das Alleinereisen so spannend. Alleine auf sich gestellt zu sein und zu bemerken, wie gut man doch zurecht kommt. Schöne Momente mit teilweise fremden Personen teilen, die irgendwann doch zu guten Freunden werden. All das ist unersetzbar.
Sucht man sich allerdings den richtigen Reisepartner, kann eine Reise zu zweit auch sehr schön sein. 🙂 Es gibt kaum etwas besseres, als über gemeinsame Momente zu lachen und nostalgisch an verrückte Erlebnisse zurückzudenken.
Aber Du hast Recht, es muss wirklich eine Person sein, die ähnlich reist, wie man selbst. Ansonsten kann es auch ziemlich anstrengend werden, Kompromisse zu schließen. Ich habe auch schon mal mit über 8 Freunden einen Urlaub in Frankreich gemacht. Obgleich die Zeit sehr schön gewesen ist, gab es auch viele anstrengende Momente. Ähnlich wie bei dir gab es Tage, wo wir einfach nur am Strand gelegen haben. Das kann sehr entspannend sein, aber nach ein paar Stunden kribbelt es mich dann meistens doch in den Füßen und ich hab einfach Lust auf mehr Abenteuer.
Du wohnst ja bei mir ganz in der Nähe. Ich arbeite zwei Mal die Woche in Darmstadt. 😉 Dein Blog ist sehr schön!
Liebe Grüße,
Mimi
Das stimmt, zu zweit Reisen kann auch super sein, es kommt wirklich sehr drauf an mit wem man reist und auch wohin!
Das geht mir genau gleich. Wobei ich eher finde, dass ich mich auf kurzen Alleinreisen einsam fühle. Bei Trips von zwei Wochen neige ich dazu, die Zeit zu verplanen, um möglichst effizient zu reisen. Dabei fehlt dann die Ruhe, andere Leute kennenzulernen. Bin ich hingegen länger als ein Monat unterwegs, dann treffe ich fast immer andere Leute, mit denen ich einen Teil der Reise fortführe. Deswegen versuche ich kürzere Reisen mit jemandem gemeinsam zu unternehmen und längere eher allein.
Ja, frühmorgens alleine in den Bergen! Stille! Frieden! Niemand quatscht dazwischen… das kann ich gut verstehen. Das habe ich schon so einige Male genossen, vor allem damals beim Trekking in Nepal.
Ich reise schon seit 40 Jahren häufig alleine. Ich finde es für mich gut, ich fühle mich selten einsam. Heimweh hab ich auch bei längeren Reisen nicht.
Warum ich so reise wie ich reise, kannst Du auch hier nachlesen: http://bambooblog.de/2013/10/03/alleine-mit-dem-rucksack/
Der Artikel ist schon ziemlich alt. Gilt immer noch.
LG
Ulrike
Es hat seine Vorteile, das alleine Reisen 🙂