Oder was ich alles auf Gran Canaria verpasste
Gran Canaria kannte ich nur als Partyinsel. Bis zu den Morgenstunden in Playa del Inglés feiern, lange schlafen, sich am All-Inclusive-Buffet bedienen, am Pool chillen und vielleicht noch einen Spaziergang durch die Dünen von Maspalomas machen. Obwohl ich schon zwei mal auf Gran Canaria war, hatte ich nichts gesehen ausser den Bettenburgen und den Dünen im Süden.
Klar, die Dünen von Maspalomas sind traumhaft, aber es gibt noch viel mehr zu sehen. Was ich alles verpasst hatte merkte ich erst, als ich 16 Jahre später wieder kam. Denn die drittgrößte Kanareninsel ist ein wahrer Miniaturkontinent. Auf einer Fläche von 1.560 Quadratkilometern gibt es 16 Mikroklimazonen. Von dichtem Lorbeerwald im Norden über trockene Schluchten und Sanddünen im Süden findest du die verschiedensten Landschaften auf Gran Canaria. Und dazu noch einiges an Kultur: Bevor die Spanier die Kanarischen Inseln eroberten, wohnten dort die Urkanarier, die einige Spuren hinterliessen. Nicht zu vergessen die Hauptstadt Las Palmas, die auch einiges zu bieten hat (wie ich mir habe sagen lassen, denn ich selbst war noch nicht da – man muss sich immer etwas für das nächste Mal aufheben;)
Gran Canarias vulkanischer Ursprung: Spaziergang am Bandama Krater
Gran Canaria ist eine Insel vulkanischen Ursprungs und entstand vor 14 Millionen Jahren. Zwar besitzt die Kanareninsel keinen so großen Vulkan wie Teneriffa mit dem Teide, aber überall finden sich Spuren des Vulkanismus. Besonders schön und gut zu erreichen sind der Badama Vulkankegel und Krater. Der Bandama Vulkankegel ist der jüngste Vulkan Gran Canarias, durch zahlreiche Explosionen entstand der Krater direkt daneben. Vom Pico de Bandama hast du eine klasse Aussicht über die Küste bis Las Palmas, auf dem Wanderweg der am Kraterrand entlang führt läufst du zwischen duftendem Ginster entlang. Auf dem Grund des Kraters steht ein verlassener Bauernhof und auch die Urkanarier lebten schon hier: In den Kraterwänden gibt es zahlreiche alte Höhlen.
Einige weitere Zeugen des vulkanischen Ursprunges von Gran Canarias sind zum Beispiel der Roque Nublo, Roque Bentaiga, Pico de las Nieves oder der Caldera de los Marteles im Inselinneren.
Gran Canarias Ureinwohnern auf der Spur: Die Nekropolis von Arteara
Kaum zu glauben, dass das Bergdorf Arteara nur eine halbe Stunde mit dem Auto vom geschäftigen Playa del Inglés entfernt ist. Wie in einer anderen Welt fühlt man sich in dem fruchtbaren Tal mit seinem Palmenhain zwischen steilen Felswänden und all den Geröllfeldern. Und das Tor zu einer anderen Welt war das Tal von Arteara für die Altkanarier die hier lebten: Das Geröll, dass auf den ersten Blick wie ein riesiges Feld von losen Steinen erscheint und sich über 138.000 Quadratmeter ausdehnt, ist die größte Totenstadt der Kanarischen Inseln. Über 800 Hügelgräber befinden sich hier. Auf einem archäologischem Lehrpfad kannst du die Nekropolis von Arteara erkunden (dauert zirka eine Stunde).
Wenn du dich für die alte Kultur der Altkanarier interessierst, solltest du auch bei dem heiligen Berg Humiaga im Inselosten oder dem archäologischen Museum in Las Palmas vorbei schauen, dort befinden sich auch die Mumien, die in den Hügelgräbern von Arteara gefunden wurden.
Die inneren Werte zählen: Gran Canarias Herz
Gran Canaria ist die drittälteste Kanareninsel. Nach dem Vulkanismus hatte die Erosion viel Zeit, die Insel zu formen. Und so zeigen sich als markantes Wahrzeichen von Gran Canaria der Basaltfelsen Roque Nublo und der Roque Bentaiga, die aus erodierten Vulkankegeln entstanden. Von dort oder auch dem Aussichtspunkt am Pico de las Nieves kannst du die von Tälern zerklüftete Insel überblicken. Die Landschaft dort oben ist surreal, die Ausblicke gigantisch.
Das Inselinnere von Gran Canaria ist ein Paradies für Wanderer, neben den felsigen Landschaften des Roque Nublo finden sich Stauseen zwischen grün bewachsenen Täler, oder mit Tamadaba-Wald, der Kanarenkiefer, bewachsene Hänge. Auch die Bergdörfer Tejeda und Teror sind einen Besuch wert. Vom Pool aus ist es unmöglich zu erahnen, welche Welten sich im Herzen Gran Canarias verstecken.
Spaziergang durch den Miniaturkontinent: Durch Gran Canarias Botanischen Garten
„Dieser Kaktus nennt sich Schwiegermuttersitz – übrigens auf allen Sprachen gleich übersetzt …“ sind die Wortfetzen, die ich von der deutschen Gruppe mithören kann. Dann verschwindet die Gruppe und ich ärgere mich, dass ich nicht auch bei einer Führung mitmache. Denn im „Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo“, wie der größte Botanische Garten der Kanarischen Inseln mit vollem Namen heißt, gibt es nicht nur ziemlich viele Schwiegermutter-Sitze, sondern über 500 endemische Pflanzen – Pflanzen, die nur auf den Kanaren vorkommen. Denn bei so vielen Klimazonen gibt es auch viele Lebenskünstler unter den Pflanzen, die sich den speziellen Bedingungen anpassten. Lange suchte der Botanikers Erik Ragnar Svensson, der den Botanischen Garten 1959 eröffnete, einen passenden Ort für die unterschiedlichsten Ansprüche der verschiedenen Pflanzen und fand ihn im Barranco de Guiniguada. Es gibt so viele Pflanzen und Blumen zu sehen, leider wollen sie mir mir ihre Geheimnisse heute nicht verraten, also folge ich meiner Nase und schnuppere mich durch den Garten durch. Auch nicht schlecht.
Immer der Nase nach: Meeresfrüchte in Puerto Mogán
Folge ich auch an der Küste meiner Nase, komme ich selbstverständlich in einem Fischrestaurant an. Auswahl gibt es genug, es gibt viele schöne Hafenorte auf Gran Canaria in denen man frisch gefangenen Fisch auf den Teller bekommt. Puerto Mogán ist besonders hübsch zum einkehren.
Kanäle durchziehen den Hafenort, farbenprächtigen Bougainville umranken die weißen kleinen Häuser, ein geschützter Sandstrand lädt um Baden ein und im Yachthafen ankern Segelboote. Kein Haus ist hier höher als ein Stockwerk und am Ortsrand kleben die Häuschen wie Vogelnester an den steil ansteigenden Berghang.
Gemütlich kannst du durch die malerischen Gassen schlendern, mit dem Glasboden-Boot herum schippern oder eine Runde Tretboot fahren. Ich schaue mir den Sonnenuntergang vom gut ausgeschilderten Aussichtspunkt (Mirador) an. Hier bekommst du einen guten Überblick über Puerto Mogán. Und nie hätte ich gedacht, dass es erst 1983 -1988 aus einem kleinem Fischerort, angelegt wurde. Puerto Mogán scheint trotzdem kein Ort nur für Touristen: Am Dorfplatz treffen sich die älteren Einwohner zum Kartenspiel und Plausch, der Freitagsmarkt gut besucht. Dank der streng regulierenden Gesetze wird der Massentourismus hier auch nie ankommen. Es geht also auch anders auf Gran Canaria.
Die Hauptstadt: Las Palmas de Gran Canaria
Schöne Altstadt, gutes Nachtleben, direkt am Strand gelegen. So ungefähr wurde mir die Hauptstadt von Gran Canaria empfohlen, denn ich muss gestehen, dass ich selber noch nicht da war (die Berge haben zu laut gerufen). Für meinen nächsten Inselbesuch ist ein Besuch aber fest eingeplant und falls du Tipps hast, immer her damit!
Alle Foto von Gran Canaria findest du hier auf dem reiselieber Flickr Account >
Auch wenn es verlockend ist sich im Spa-Hotel verwöhnen zu lassen, schau mal über den Pool-Rand hinaus: Es lohnt sich, auf Gran Canaria gibt es so viel zu entdecken!
Warst du schon einmal auf Gran Canaria? Was hat dir ausser dem angenehmen Klima gut gefallen?
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