Wohin im Urlaub in Georgien?

Urlaub in Georgien
Ausflug in ein swanetisches Bergdorf, eine Pause im Heuhaufen mit Kaukasus-Blick, alte Klöster mit kunstvollen Fresken erkunden oder einfach bei der Chacha-Time gute Laune bekommen. Geht alles bei einem Urlaub in Georgien.

Seit ein paar Jahren reisen immer mehr Menschen in dieses wunderschöne, bis vor kurzem von Urlaubern fast vergessene Land. Spätestens seit der Buchmesse in Frankfurt im Herbst 2018 ist Georgien nun in aller Munde. Aber wo liegt dieses Land überhaupt? Ist es da nicht gefährlich? Und was gibt es dort zu sehen und zu unternehmen?

Wo genau liegt eigentlich Georgien?

Georgien ist ein Staat mit 3,7 Millionen Einwohnern, der geografisch gesehen in Vorderasien liegt. Es grenzt im Norden an den Großen Kaukasus und Russland, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an Armenien und die Türkei, und im Westen an das Schwarze Meer. Und obwohl sich die christlichen Georgier kulturell Europa näher fühlen als Asien und sich als „Balkon Europas“ bezeichnen, haben wir in Deutschland Georgien nicht auf der touristischen Karte.
Da sind die Russen etwas weiter, denn Georgien gehörte bis 1991 zur Sowjetunion und war damals ein beliebtes Urlaubsziel:

„Und sie sprachen von dem am Kaukasus und am Schwarzen Meer gelegenen Land als eine Art zweitem Himmel. Wir begannen tatsächlich zu glauben, dass die meisten Russen hoffen, wenn sie ein sehr anständiges und tugendhaftes Leben führen, kommen sie nach ihrem Tod nicht in den Himmel, sondern nach Georgien.“
Zitat John Steinbeck / Robert Capa, Russische Reise 1948, aus dem Buch Lesereise Georgien von Georges Hausemer

Ist es in Georgien nicht gefährlich?

Georgien ist ein sicheres Reiseland. Bevor Georgien 2018 Gastland auf der Buchmesse in Frankfurt wurde, war es schon etwas länger her, dass wir von der Kaukasusrepublik in den deutschen Medien gehört hatten. Ja, da war doch was? Bürgerkrieg … Konflikte … vor der Buchmesse war das Land 2008 zum letzten Mal wegen des 5-Tage-Krieges mit Russland in den Schlagzeilen gewesen. Doch Seitdem ist die Lage ruhig und ausser den beiden abtrünnigen Regionen Abchasien und Süd-Ossetien kann man Georgien sicher und einfach bereisen.[wpanchor id=“urlaub-georgien-grund“]

Es gibt viele Gründe für einen Urlaub in Georgien

Wieso fährst du denn nach Georgien? Diese Frage habe ich oft gehört, als ich 2015 erzählt habe, dass ich einen Urlaub in Georgien plane. Eben weil die meisten Menschen nur die negativen Schlagzeilen in Erinnerung hatten.
Dass es in Georgien für Naturfreunde spannende Bergregionen zum Wandern, für Kulturinteressierte unzählige frühchristliche Klöster und Kulturdenkmäler und für Gourmets super leckeres Essen zu entdecken gibt, das wissen die Wenigstens. Es gibt so viele gute Gründe für einen Urlaub in Georgien, dass die Frage heißen sollte: Wieso fährst du nicht nach Georgien?

9 Gründe für einen Urlaub in Georgien:

1. Der Charme von Tbilisi

Tbilisi, in Deutschland als Tiflis bekannt, ist die Hauptstadt von Georgien und der Spiegel des Landes und seiner Geschichte. Chaotisch und vielseitig, ein sympathischer Mix aus dem morbiden Charme des Verfalls und von Aufbruchsstimmung in die Moderne. Araber, Osmanen, Perser und Russen kamen und gingen und hinterließen ihre Spuren in der Stadt im Tal des Flusses Mtkvari. Zwischen vor sich hin zerfallenden Fassaden alter Jugendstilgebäude mischen sich seit einigen Jahren pompöse moderne Prestigebauten.

In Tbilisi gibt es viel zu unternehmen – drei Tipps, was du auf keinen Fall verpassen solltest:
• Fahr mit der Seilbahn zur Narikala-Festung und genieß die Aussicht über Tbilisi
• Entspann dich bei bei einem heißen Schwefelbad im Bäderviertel Abanotubani
• Probier das leckere georgische Essen in einem der vielen Restaurants von Tbilisi
Blogger-Kollege Oliver war auch in Tbilisi unterwegs, lies hier auf dem Weltreiseforum was dich in der georgischen Hauptstadt erwartet.

Blick auf Rike Ufer in Tbilisi
Alt trifft neu: das Verwaltungsgebäude als Pilze getarnt, futuristische Glasröhren die als Konzerthalle dienen und das Regierungsgebäude mit einer vertraut anmutenden Glaskuppel, mischen sich unter die alten Gebäude der georgischen Hauptstadt Tbilisi

2. Im Kaukasus wandern

Georgien grenzt im Norden an den Großen Kaukasus, der sich über 1.100 Kilometer vom Kaspischen Meer im Osten bis zum Schwarzen Meer im Westen erstreckt und dessen höchster Berg der Elbrus mit 5.642 Meter ist. Insgesamt sind über 80 Prozent der Landesfläche bergig, denn im Süden erhebt sich der Kleine Kaukasus auf knapp über 3000 Meter. So finden sich in dem Land mit der Fläche Bayerns die unterschiedlichsten Landschaften und Wandergegenden. Hier kannst du bald mehr lesen über die verschiedenen Wanderregionen in Georgien.

Eindrucksvoller Adishi GletscherDen Gletschern so nahe: Auf der 3-Tages-Wanderung von Mestia nach Ushguli 

3. Pferdetrekking in Georgien

Pferde spielten in der Geschichte des Landes seit jeher eine wichtige Rolle. Als Arbeitstiere und Transportmittel waren sie vor allem in den Bergregionen unverzichtbar. Das zeigen noch heute Reiterspiele und Pferderennen in Swanetien und Tuschetien, bei denen die Reiter bei waghalsigen Aktionen unglaubliches Geschick beweisen.

Aber ganz so wild muss man es nicht treiben – wer in die Berge reist kann dort z.B. in Omalo in Tuschetien oder in Mestia und Ushguli in Swanetien Pferde für einen gemütlichen Ausritt (ca. 50 GEL) mieten. Oder gleich bei einem Pferdetrekking mehrere Tage los reiten, z.B. von Jokolo im Pankisi-Tal oder von Shatili in Khevsuretien nach Omalo in Tuschetien.

Reiten in Tuschetien Zu Pferd unterwegs in den Bergen von Tuschetien

4. Klöster, Klöster, Klöster

Als mein amerikanischer Reisekumpane Neil und ich über den Besuch noch eines weiteren Klosters nachdenken, bin ich erleichtert als er sagt:

„I can always do another monastery“

Kloster geht immer. Das ist die richtige Einstellung für Georgien, denn sonst verpasst du einiges. Nicht, dass es nicht genügend andere Dinge zu sehen und zu erleben gibt. Aber sie sind überall. Sie sind an den überraschendsten Orten und sie beherbergen oft wunderschöne Fresken. Georgien war eines der ersten Länder, das das Christentum zur Staatsreligion erklärte. In der Sowjetzeit wurden allerdings die meisten Kirchen und Klöster geschlossen. Die orthodoxe Kirche lebt jetzt wieder auf und so findet man sich bei einem Besuch in einem georgischen Kloster mitten im Leben wieder. Zwischen Kerzen anzündenden, betenden und singen Menschen. Zu versuchen, bei einer Reise alle sehenswerten Klöster abzuklappern ist nur etwas für wahre Kloster-Freaks. Aber wenn eines auf dem Weg liegt, sollte man das nicht verpassen, Kloster geht immer.
Mein Tipp: Diese beiden Klöster solltest du auf jeden Fall besuchen:

Die Höhlenklöster von Dawit Garedscha

Nur 2 1/2 Autostunden südlich von Tbilisi kannst du bei einem Spaziergang die alten, mit Fresken verzierten Höhlen von Davit Garedscha erkunden. Der Ausblick reicht weit über die Steppenlandschaft und ist absolut atemberaubend. Nahe des Klosters lassen sich außerdem Geier beobachten, die in luftigen Höhen über der surreale Wüstenlandschaft kreisen. Lies hier mehr von Dawit Garedscha

20151002_georgien-davit-gareja_L1172663Der heilige Davit gründete das erste Kloster in der Wüste im 6. Jahrhundert

Die Gergeti-Kirche mit Kazbek-Blick

Sie ist das beliebteste Fotomotiv für Reiseführer und Bücher über Georgien: Die Gergeti-Kirche in Stepantsminda. Die Kirche aus dem 14.Jahrhundert steht auf einem dem Mount Kazbek vorgelagertem Berg und ist ein wichtiger Wallfahrtsort für orthodoxe Georgier. Und seit einigen Jahren auch für Touristen auf Fotojagd.

Stepanzminda mit Mount Kazbek und Gelati Kriche
Die Gergeti-Kirche und der Kazbek sind ein sehr fotogenes Duo

5. Am Schwarzen Meer chillen

Wer mich kennt weiß: Das ist nichts für mich. Aber man kann. Und viele Georgier, Russen und Türken tummeln sich im Sommer an der georgischen Schwarzmeerküste. Insbesondere Batumi ist bei Touristen beliebt, weil die Stadt am Schwarzen Meer nicht nur Badespass, sondern auch einige Kuriositäten bietet. Im georgischen Las Vegas findet sich unter anderem ein Hochhaus mit integriertem Riesenrad … dafür allein lohnt es sich eigentlich schon hinzufahren. Oder vielleicht doch nur, um am Strand zu entspannen.

Sandstrand in Ureki
In Ureki gibt es einen der wenigen Sandstrände an der georgischen Schwarzmeerküste

6. Groteskes Gori

Wenn du es schräg magst, fahr nach Gori. In der Heimatstadt von Stalin befindet sich ein Museum ihm zu Ehren. Denn der langjährige, eiserne Führer der Sowjetunion war ein gebürtiger Georgier. Viele Bilder, Artefakte und seine Totenmaske sind dort ausgestellt. Das Museum ist das am meisten besuchte im ganzen Land und ziemlich umstritten: Denn seit es kurz nach Stalins Tod zu seinem Gedenken errichtet wurde, hat sich dort nichts geändert. Das Museum zeigt Stalin-Kult in reinster Form. Kritik am Woschd? Infos zu seinen Gräueltaten? Fehlanzeige. Es ist geplant, das Museum mit kritischen Erklärungen zu ergänzen, doch noch ist nichts passiert. Leider sind bisher alle Texte und Führungen nur auf Russisch und Georgisch. Vor dem Museum befinden sich Souvenir-Läden in dem man vom Aschenbecher bis zum Gedenk-Täfelchen allen möglichen Stalin-Nippes mit dem Konterfei des Diktators erwerben kann. Auch sein Geburtshaus befindet sich vor dem Museum.

Ein sehr spannendes Buch über die Kindheit und Jugend in Georgien von Stalin hat Simon Sebag Monefiore mit Der junge Stalin“ geschrieben.

Das Geburtshaus von Stalin Das Geburtshaus von Stalin in Gori wird von einem tempelartigen Überbau geschützt.

7. Komm schenk mir ein: Georgischer Wein

Weinanbau in Georgien hat eine lange Geschichte. Seit über 6.000 Jahren wird hier Wein hergestellt. Schon in der griechischen Argonauten-Saga wird von Wein aus dem westgeorgischen Staat Kolchis berichtet und von Handelsbeziehungen nach Griechenland und Persien berichtet.

Also lass dir einschenken: Bei einer Weintour durch Kachetien kannst du nicht nur Wein europäischen Stils, sondern auch den traditionellen georgischen Wein, bei dem der Saft zusammen mit den Traubenresten in eingegrabenen Tonkrügen gärt, probieren. Von der hübschen Kleinstadt Signagi lässt sich Kachetien sehr gut erkunden.

Wein in Kachetien, GeorgienIn Georgien gibt es über 500 einheimische Rebsorten, von denen 38 für den kommerziellen Anbau zugelassen sind

8. Essen in Georgien: Auberginenröllchen & Friends

Eine schlechte Nachricht: Georgien wird dir nicht nur viele unvergessliche Erinnerungen, sondern auch so einige zusätzliche Pfunde auf den Hüften schenken. Denn das Essen ist einfach unglaublich. Schmackhaft. Lecker. Deliziös. Aubergine, Walnuss und Granatapfel spielen eine Schlüsselrolle in der georgischen Küche, die vom Kommen und Gehen der Eroberer profitierte. Denn osmanische, arabische, armenische und russische Einflüsse haben ihre Spuren hinterlassen. Und ob es nun Badridschani, die von mir heißgeliebten Auberginenröllchen mit Walnusspaste sind, ein saftiges Lammschaschlik oder Khatchapuri, das gehaltvolle Brot mit Käsefüllung – die georgische Küche macht glücklich. Auch das Portemonnaie. Leider konnte ich keine Fotos vom georgischen Essen machen. Es war zu schnell verspeist …

Brot mit Käsefüllung: Georgisches ChatchapuriGleich weg: Khatchapuri, das leckere Brot mit Käsefüllung

9. Chacha-Time

Eigentlich ist in Georgien immer Chacha-Time. Der aus Traubentrester destillierte Schnaps tarnt sich im Dorfläden als Eistee (Stephen, du weisst doch, dass Eistee nicht durchsichtig ist), manch einer trinkt ihn als Medizin gegen Erkältung und oft bekommst du ihn schon morgens zum Frühstück angeboten.

Spätestens abends heisst es aber: It’s Chacha-Time. Und du wirst eine ganze Kanne oder ein Longdrink-Glas des hochprozentigen Wässerchens aufgetischt bekommen. Eines vorweg: Das ist nicht der richtige Zeitpunkt um die Weiterreise zu planen. Wenn es schlecht läuft findest du dich am nächsten Tag bei einer 12-stündigen Maschrutka Fahrt wieder. Wenn es gut läuft planst du mit zwei Eseln nach Tbilisi zu reiten.

Lies hier mehr über Georgien:
Meine Reisetipps für Georgien
Trekking in Tuschetien
Alle wollen nach Mestia

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Diesen Bericht habe ich im Herbst 2015 verfasst, er wurde im Januar 2019 ergänzt und angepasst und in keiner Weise gesponsert.

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Dieser Artikel wurde im Herbst 2015 geschrieben und im Januar 2019 ergänzt und angepasst.

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