Eyüp, das früher weit ausserhalb der Stadtgrenze von Istanbul lag, ist heute mit der Stadt verwachsen und ein bedeutender muslimischer Pilgerort.
Die Legende sagt, dass der Heerführer Eyüp, nach dem dieses Viertel von Istanbul benannt ist, bei der ersten arabischen Belagerung Konstantinopels (674-678) fiel. Als die Stadt 1453 von Mehmet II. erobert wurde, fand man seinen unversehrten Leichnam. An diesem Ort wurde die Eyüp Sultan Moschee gebaut und heute ist der Ort, nach Mekka, der bedeutendste Pilgerort für türkische Muslime.
Ausflug nach Eyüp
Die Pilger beten zum Sarg von Eyüp, der sich hinter dem Gitter links befindet
Heute mache ich einen Ausflug in Istanbuls Stadtteil Eyüp, das nicht weit von meiner Unterkunft in Balat entfernt ist. Es herrscht entspanntes Treiben im Viertel. Es regnet an diesem Vormittag immer wieder, sonst wäre an einem Freitag sicher mehr los.
Sahlep wird nur im Winter getrunken – neben Milch und Zucker ist die wichtigste Zutat ein Pulver aus Orchideenwurzeln
Auf dem großen Platz vor der Moschee herrscht eine merkwürdige Stimmung zwischen andächtigem Pilgerort und Jahrmarkt. Zwischen Souvenir Ständen, die winzige Korane und riesige Gebetsketten verkaufen, gesellen sich Maronen-Verkäufer und Sahlep-Stände. Tauben werden auf dem Platz vor der Sultan-Eyüp-Moschee gefüttert und kleine orientalische Prinzen laufen in die Moschee. Am Tag der Beschneidung werden die Jungen in glitzernde Prinzenkostüme gesteckt und besuchen mit ihrer Familie die Moschee, denn das soll Glück bringen.
Zwischen Grabanlagen zum Pierre-Loti-Café
Gläubige Muslime liessen sich in der Nähe des Heiligtums beerdigen
Ich mache einen Spaziergang durch die Grabanlagen zum Pierre-Loti-Café. Man kann auch eine Seilbahn nehmen, was sehr schade wäre. Denn die melancholische Stimmung dieses wolkenverhangenen Tages lädt dazu ein, sich die Gräber anzuschauen und sich vorzustellen, wie der Mensch der dort begraben lag, wohl gelebt haben wird und wie sein Istanbul wohl aussah.
Befindet sich ein Turban auf einem Grabstein, ist es das Grab eines Mannes
Größe und Position des Turbans verraten mehr über den Status des Verstorbenen. Mir leider nicht!
„So abgeschottet, orientalisch, geheimnisvoll fromm, pittoresk und mystisch dieses Eyüp, dass es wie eine der Stadt aufgepfropfte Orientphantasie wirkt, wie ein türkisch-orientalische-muslimisches Disneyland“
Orhan Pamuk
Betuchte istanbuler Muslime liessen sich, neben dem Karaca-Ahmed-Friedhof auf der asiatischen Seite, am liebsten auf dem Hügel an der Eyüp-Sultan-Moschee begraben
Die Gräber von Frauen sind mit Blumen verziert – desto mehr Blumen, desto mehr Kinder
Viele Muslime liessen sich in der Nähe des Heiligtums begraben, so dass der Hügel heute eine riesige Grabanlage ist.
Rosen auf einem Grabstein waren kinderlosen Frauen vorbehalten
Im Hintergrund ist die Fatih-Köprüsü-Brücke zu sehen
Wo sich heute das Piere-Loti-Café befindet, lebte früher der turkophile französische Schriftsteller Pierre Loti
An sonnigen Tagen ist hier kein Platz zu bekommen
Hier bleibt niemand hungrig – auch für die passenden religiösen Souvenirs ist gesorgt
[blue_box]
So kommst du nach Eyüp:
Fähre: Einmal stündlich von 7.50 -20h mit der Fähre von Eminönü
Bus: von Eminönü mit der Linie 99, 399B und 399D
oder von Taksim mit der Linie 55T
Seilbahn zum Pierre-Loti-Café: 8-23h
Mehr Infos zum Öffentlichen Verkehr
[/blue_box]
Willst du mehr über Istanbul lesen?
Hier geht’s zu meinen Lesetipps für Istanbul
Komm mit auf einen Spaziergang nach Byzanz – Istanbul not Konstantinopel
Mach mit mir einen Streifzug durch das Stadtviertel Balat – Istanbul: Balat
Leave a Reply